Niedergelassener Arzt: Gehalt und Einkommen
Niedergelassener Arzt Gehalt: Die wichtigsten Fakten
- Monatliches Einstiegsgehalt von niedergelassenen Ärzten: von Fachrichtung und Standort abhängig
- Durchschnittliches Jahresgehalt (Reinertrag) von niedergelassenen Ärzten: ca. 296.000 Euro
- Erforderliche Qualifikation: Bestandene Facharztprüfung, Jahre an Berufserfahrung und unternehmerisches Denken
Neben einer Laufbahn als angestellter Facharzt kommt für Ärzte auch eine Niederlassung in Frage. Hierbei wird das Angestelltenverhältnis aufgegeben und in eine Selbständigkeit überführt. Das birgt ein gewaltiges Potenzial, da niedergelassene Ärzte ein höheres Gehalt aufrufen können als ihre angestellten Kolleginnen und Kollegen. Dieses ist jedoch an Risiken und einen erheblichen Mehraufwand gekoppelt, da neben der fachärztlichen Tätigkeit die unternehmerische Tätigkeit dazu kommt.
In diesem Artikel erfahren Sie, welche Einflüsse bei niedergelassenen Ärzten das Gehalt bestimmen. Sie erfahren zudem, welche Fachbereiche bei der Selbständigkeit am lukrativsten sind und welchen Einfluss der Standort auf das mögliche Gehalt für niedergelassene Ärzte hat.
Niedergelassener Arzt: Voraussetzungen, Einstiegsgehalt, Durchschnittseinkommen
Voraussetzungen für eine Stelle als niedergelassener Arzt
Die Voraussetzungen für eine Stelle als niedergelassener Arzt bestehen im Grunde in der erfolgreich abgeschlossenen Facharztprüfung. Damit können Sie sich bereits selbstständig machen. Allerdings benötigen Sie für diesen Pfad eine solide betriebswirtschaftliche Basis und unternehmerisches Denken. Sie müssen sich als niedergelassener Arzt um Kosten- und Patientenstrukturen kümmern, das heißt, dass die Investitions- und Mitarbeiterverantwortung sowie die Patientenakquise in Ihrer Hand liegen. Das kommt als Zusatzarbeit zur regelmäßigen Weiterbildung und zur eigentlichen Tätigkeit als Facharzt hinzu.
Das Einstiegs- und das Durchschnittsgehalt als niedergelassener Arzt
Als niedergelassener Arzt sind Sie von Anfang an für Ihr eigenes Gehalt verantwortlich. Gerade am Anfang sind die Investitionskosten und somit der Finanzierungsbedarf sehr hoch. Diese werden in den meisten Fällen über ein Darlehen gedeckt, was auch Ihr Einstiegsgehalt beeinflusst. Es können beim Einstiegsgehalt keine definitiven Aussagen getroffen werden, weil jede geführte Praxis eine andere Finanzstruktur aufweist.
Sie können sich jedoch an einem durchschnittlichen Jahres-Reinertrag von ca. 296.000 Euro orientieren. Das entspricht etwa 24.600 Euro als Monatsreinertrag, der potenziell als Gehalt von der Praxis ausgeschüttet werden kann. Nach Abzug aller Folgekosten wie etwa Krankenversicherungen, die Beiträge für das Versorgungswerk sowie Steuern kommen niedergelassene Ärzte auf ein Gehalt von etwa 13.000 Euro netto pro Monat.
Niedergelassener Arzt: Gehalt ist vom Fach abhängig
Das Statistische Bundesamt hat eine Studie in Auftrag gegeben, bei der die Kostenstruktur von Arztpraxen betrachtet wurde. Dabei wurden erhebliche Unterschiede je nach Fachbereich festgestellt. Die Studie kam bei niedergelassenen Ärzten zu folgenden Ergebnissen:
Vergleich Einnahmen, Aufwendungen, Reinertrag für niedergelassene Ärzte (jährlich brutto in Euro)* | |||
Fachbereich | Einnahmen | Aufwendungen | Reinertrag |
Allgemeinmedizin | 466.000 | 215.000 | 252.000 |
Innere Medizin | 721.000 | 400.000 | 321.000 |
Frauenheilkunde und Geburtshilfe | 482.000 | 231.000 | 251.000 |
Kinder- und Jugendmedizin | 474.000 | 235.000 | 239.000 |
Augenheilkunde | / | / | (538.000) |
Hals-Nasen-Ohrenheilkunde | 477.000 | 234.000 | 243.000 |
Orthopädie | 741.000 | 400.000 | 341.000 |
Chirurgie, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Neurochirurgie | 756.000 | 431.000 | 325.000 |
Haut- und Geschlechtskrankheiten | 709.000 | 367.000 | 342.000 |
Radiologie, Nuklearmedizin, Strahlentherapie | 3.003.000 | 1.875.000 | 1.128.000 |
Neurologie | 403.000 | 165.000 | 238.000 |
Urologie | 613.000 | 279.000 | 334.000 |
*) Die Daten dieser Tabelle wurden vom Statistischen Bundesamt (https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Dienstleistungen/Tabellen/kost-03-grundzahlen-aerzte-bereiche.html; Aufruf am 31.12.2021) übernommen. Diese Werte stellen Durchschnittswerte dar und die Einkünfte können bei niedergelassenen Ärzten auch durch zwei oder mehr Arztpraxen entstehen. (Zahlenwerte in Klammern) sind statistisch relativ unsicher und haben daher weniger Aussagekraft. |
Tabelle 1: So viel verdienen niedergelassene Ärzte je nach Fachbereich.
Diese Werte stellen durchschnittliche Werte dar. Eine Praxis ist je nach Einzugsgebiet und Spezialisierung sowie dem Verhältnis von gesetzlich und privat versicherten Patientinnen und Patienten unterschiedlich ertragsstark. Niedergelassene Ärzte stehen in vielerlei Hinsicht selbst in der vollen Verantwortung und nehmen dafür mehr Arbeit auf sich als angestellte Fachärzte.
Der Reinertrag stellt dabei keineswegs das Gehalt für niedergelassene Ärzte dar. Es kommen noch Kosten für die Krankenversicherung, Rente, Steuern oder etwaige Rückzahlungen für die übernommene Praxis und Darlehen hinzu. Als selbständiger Arzt muss dieser zudem die Versicherungskosten für seine Familie tragen.
Wieso gibt es so große Unterschiede beim Einkommen von niedergelassenen Ärzten?
Jeder Fachbereich ist in seiner Diagnostik und seiner Heilmethodik einzigartig. Manche Fachbereiche wie die Radiologie erfordern immens hohe Investitions- und Betriebskosten, die als Kosten weitergegeben werden. Gleichzeitig ist die Behandlungsdauer in der Radiologie durchschnittlich kürzer als beispielsweise bei der Neurologie oder Psychotherapie. Je mehr Patientinnen und Patienten pro Tag behandelt werden können, desto höher das potenzielle Einkommen als niedergelassener Arzt.
Für das Einkommen von niedergelassenen Ärzten ist daher die Patientenstruktur entscheidend. Die Balance aus Kassen- und Privatpatienten bildet die Einkommensspanne für behandelnde niedergelassene Ärzte. Dieses Verhältnis wird primär über den Standort und die Einzugsfläche bestimmt.
Gehalt niedergelassener Arzt: Der Standort und die Einzugsflächen sind sehr relevant
Nachdem die Patientendichte für eine profitable Praxis relevant ist, sind der Standort und die damit verbundene Einzugsfläche einer der Haupthebel für das Einkommen eines niedergelassenen Arztes. Fülöp et al. (2009) haben die Einzugsbereiche von Arztpraxen und die Rolle der räumlichen Distanz für die Arztwahl der Patienten[4] analysiert. Sie kamen dabei zu folgendem Ergebnis:
Relativer Anteil Nächstarztbesucher bei Arztpraxen* | |
Arztgruppe | Relativer Anteil Nächstarztbesucher |
Radiologen | 74,7 % |
Urologen | 74,5 % |
Haus- und Allgemeinärzte | 71,5 % |
HNO-Ärzte | 70,5 % |
Chirurgen | 70,3 % |
Augenärzte | 69,2 % |
Hautärzte | 68,9 % |
Kinderärzte | 67,9 % |
Orthopäden | 62,7 % |
Nervenärzte | 61,4 % |
Frauenärzte | 57,4 % |
Fachinternisten | 56,9 % |
Psychotherapeuten | 38,5 % |
Anästhesisten | 31,4 % |
*) Diese Daten wurden von Fülop, Kopetsch, Schöpe (2009): „Einzugsbereiche von Arztpraxen und die Rolle der räumlichen Distanz für die Arztwahl der Patienten"[5] erhoben und zusammengefasst. |
Tabelle 2: Arztgruppen haben einen unterschiedlich hohen Anteil an Patientinnen und Patienten, die direkt den nächstgelegenen Arzt aufsuchen.
Je höher der relative Anteil der Nächstarztbesucher ist, desto abhängiger ist ein niedergelassener Arzt von dessen Standortwahl. Eine gute Infrastruktur mit öffentlichen Verkehrsmitteln und Parkplätzen unterstützt die Patientinnen und Patienten dabei, ihren Arzt aufzusuchen. Dabei zeigen sie in den meisten Fällen eine Präferenz für den für sie am nächsten gelegenen Arzt. Bei einer Praxisübernahme oder einer Neueröffnung sollten Sie daher genauestens studieren, wie viele Patientinnen und Patienten um Ihre Praxis herum leben, welche Arztgruppen in Ihrem zukünftigen Einzugsgebiet vertreten sind und wie leicht es ist, Ihre Praxis zu erreichen. Eine korrekte Analyse dieser Frage ist der erste Schritt für einen sicheren Kundenstamm.
Niedergelassener Arzt: Gehaltsunterschiede West/Ost und Stadt/Land
Einer der in Deutschland bedeutsamsten Gehaltsfaktoren für niedergelassene Ärzte ist die Region. Sie erreichen je nach Bundesland eine andere Spanne an Einkünften. Die alten Bundesländer sind dabei als Standort lukrativer als die neuen Bundesländer.
Reinertrag je nach Region (Jahresbrutto in Euro)* | |
Bundesland | Durchschnittsreinertrag |
Baden-Württemberg | 323.700 |
Hessen | 321.600 |
Bayern | 313.200 |
Durchschnitt für niedergelassene Ärzte | 300.000 |
Brandenburg | 243.600 |
Sachsen-Anhalt | 241.500 |
Mecklenburg-Vorpommern | 234.000 |
*) Basierend auf dem Gehaltsatlas 2021[6] und den darin enthaltenen Regionalfaktoren. |
Tabelle 3: Das verdienen niedergelassene Ärzte je nach Region in Deutschland.
Die neuen Bundesländer stehen somit unter dem bundesweiten Durchschnitt. Bundesländer wie Baden-Württemberg und Bayern liegen hingegen spürbar über dem Bundesdurchschnitt.
Ob die Praxis in der Stadt oder auf dem Land eröffnet wird, macht ebenfalls einen Unterschied im Reinertrag. Die Stadt bietet naturgemäß einen größeren Pool an Patientinnen und Patienten sowie eine meist stärkere Infrastruktur, durch die Sie besser erreichbar sind. Dafür ist der Konkurrenzdruck in Städten größer, weil sich dort mehr Ärzte niederlassen. Das erhöht die Kosten einer Praxisübernahme spürbar, die im Stadtbereich durchaus sechsstellig werden kann.
Auf dem Land hingegen sind Praxen deutlich günstiger zu übernehmen. Für eine Landarztpraxis benötigen Sie eine meist fünfstellige Summe als Anfangsinvestition. Dafür ist ihr potenzieller Kundenstamm geringer. Das wird jedoch dadurch ausbalanciert, dass Sie auf dem Land weniger Konkurrenzdruck durch andere niedergelassene Ärzte haben und Sie so eine Stammkundschaft leichter aufbauen können.
Fazit: Niedergelassene Ärzte besitzen ein hohes Gehaltspotenzial mit unternehmerischen Risiken
Als niedergelassener Arzt können Sie weit mehr verdienen als im Tarifvertrag für Ärzte üblich. Je nach Fachrichtung ist ein Einkommensdurchschnitt von etwa 13.000 Euro netto zu erwarten. Dieses Einkommen ist jedoch an Mehrarbeit gekoppelt: Sie sind in der Selbständigkeit für den reibungslosen Ablauf in Ihrer Praxis verantwortlich und das neben der Patientenakquise und der fachärztlichen Arbeit selbst. Auch die unternehmerischen Risiken und notwendige Investitionen sollten bei der Frage der Niederlassung beachtet werden. Nichtsdestotrotz ist die Arbeit als selbstständiger Arzt wertvoll und mit viel Dank verbunden. Denn Sie werden so zu einem Anker der Gesundheit in Ihrer Umgebung und haben mehr Freiheiten als angestellte Ärzte.
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