Motivationsschreiben Medizin
Wie sieht eine ideale Bewerbung als Arzt oder Ärztin aus? Sie besteht aus einem gelungenen Lebenslauf, einem einzigartigen Anschreiben, einem Motivationsschreiben und einem sicheren Vorstellungsgespräch. In unserer Reihe „Arzt und Ärztin: Richtig bewerben" erhalten Sie wertvolle Tipps für jeden Bewerbungsschritt.
Ein oftmals unterschätztes Thema ist dabei das Motivationsschreiben, das bei begehrten Stellen immer wieder eingefordert wird. Hierbei schreiben Sie einen überzeugenden Text, der Ihre Stärken hervorhebt und ausdrückt, dass Sie die richtige Person für die oftmals umkämpften Stellen sind. Das stellt dem Schreiben besondere Ansprüche bei Inhalt und Ausdruck, die wir für Sie in diesem Ratgeber zusammenfassen.
Diese Fallstricke sollten Sie beim Schreiben vermeiden
Das Motivationsschreiben ist dafür berüchtigt, für Schreibblockaden zu sorgen. Das hat auch damit zu tun, dass diese Form des Schreibens selten eingeübt oder sogar überhaupt gelehrt wird. Daher für Sie: Es ist normal, am Anfang nicht weiter zu wissen. Die folgenden Tipps werden Ihnen helfen, schnell die richtigen Worte zu finden.
Vermeiden Sie zunächst die größten Fallstricke beim Motivationsschreiben. Diese sind:
- Zu viel schreiben,
- zu viel Prahlen oder zu viel falsche Bescheidenheit und
- das einfache Abschreiben von Mustern und Vorlagen im Internet.
Den ersten Fallstrick überwinden Sie leicht: Ein Motivationsschreiben muss auf eine DIN-A4-Seite passen. Das sind in etwa 4 bis 6 Absätze. Wenn Sie sich in diesem Rahmen bewegen, ist das erste Ausschlusskriterium umfahren.
Fingerspitzengefühl ist beim zweiten Fallstrick wichtig. Viele Bewerberinnen und Bewerber verfehlen die goldene Mitte und loben sich zu sehr über einen Kamm oder machen sich unnötig klein. In den folgenden Abschnitten des Ratgebers erhalten Sie praktische und einfache Hinweise, wie Sie beides verhindern.
Zu guter Letzt ist das Abschreiben von Vorlagen im Internet ein Problem. Arbeitgeber und Universitäten beschweren sich, dass Motivationsschreiben nicht unerheblich aus dem Internet zusammengesucht sind. Daher unser Tipp: Kopieren Sie niemals ein Muster 1:1. Stattdessen sollten Sie sich vom Aufbau und Wortwahl inspirieren lassen, um dann Ihre eigenen Worte zu finden.
Überzeugend schreiben: Eine Kurzanleitung für Ihr Motivationsschreiben
Doch wie verfasst man ein überzeugendes Motivationsschreiben? Mit diesen Tipps holen Sie aus einem rohen Text einen schönen Lesefluss und einen spannenden Schreibstil heraus:
- Schreiben Sie kurze Sätze,
- erstellen Sie einen logischen Aufbau Ihrer Argumente,
- verwenden Sie aktive und klare Worte,
- reduzieren Sie Füllwörter sowie Floskeln und
- vermeiden Sie Konjunktive.
Ein klassischer Fehler beim ersten Motivationsschreiben ist eine überzogene Satzlänge. Dazu kommt oftmals eine fehlende logische Struktur, weil „einfach drauf los" geschrieben wird. Beides lässt sich vermeiden, wenn Sie entweder beim Schreiben selbst oder beim Gegenlesen nach diesen Fehlern suchen. Teilen Sie lange Sätze (ab 14 Worten) lieber in zwei Sätze. Das hilft bei der Verständlichkeit.
Wie man Argumente logisch anordnet, wird in der Schule vermittelt. Dieses Wissen wird später im Medizinstudium wieder wichtig. Wird dieses Wissen bis dahin nicht geübt, geht es verloren. Es ist daher verständlich, wenn beim ersten Schreiben des Textes noch keine stabile Struktur vorhanden ist. So können Sie das wieder richten: Beginnen Sie Ihren Absatz mit einer Leitidee und lassen Sie dann 3 bis 4 Argumente sprechen, die dazu passen. Beginnen Sie mit dem stärksten Argument. Schließen Sie den Absatz mit einer kurzen Zusammenfassung und einer Überleitung ab. Ein Beispiel dafür sieht so aus:
Beispiel: Aufbauende Logik der Argumente bei einem Motivationsschreiben im Medizinstudium |
(1) Die Medizin habe ich früh als Leidenschaft entdeckt. (2) Das hat mich dazu bewogen, bereits in der Schule ein Praktikum beim Roten Kreuz zu absolvieren. (3) In diesen vierzehn Tagen habe ich in der alltäglichen Arbeit mit meinen Kolleginnen und Kollegen festgestellt, dass sich die Arbeit richtig anfühlt. (4) Denn Menschen in Not zu helfen ist ein aufopferungsvoller und wichtiger Beruf, der das Leben vieler Menschen verbessert. (5) Deswegen möchte ich diese Leidenschaft mit einem Medizinstudium zur Berufung machen. |
(1): Aussage, Behauptung (2): Beweis für Aussage durch ein detailliertes Beispiel / eine gemachte Erfahrung (3): Weitere Beschreibung des Beispiels (4): Weitere Beschreibung des Beispiels (5): Zusammenfassung / Begründung / Überleitung |
Tabelle 1: Ein Beispiel für eine aufbauende Logik. Hinweis: Bitte nicht kopieren, sondern mit Ihren eigenen Worten und individuellen Erfahrungen schmücken!
Ein wichtiger Schritt beim Gegenlesen ist zudem die Suche nach Füllwörtern und Konjunktiven. Beide haben in einem Motivationsschreiben nichts verloren. Füllwörter wie „ein wenig", „meistens" oder „zweifellos" erfüllen beim genauen Hinsehen keinen Zweck. Es wird als höflich angesehen, die eigenen Worte abzuschwächen oder mehr Worte zu verwenden. Beides ist beim Schreiben jedoch nicht zielführend. Diese Regel findet übrigens auch auf Floskeln und leere Begriffe wie „dynamisch" oder „innovativ" Anwendung.
Konjunktive fallen in eine ähnliche Kategorie. Sätze wie „Ich würde mich gern auf diese Stelle bewerben" oder „Über eine Antwort würde ich mich freuen" strahlen kein Selbstbewusstsein aus und sind somit nicht für ein Motivationsschreiben in der Medizin geeignet. Verwenden Sie stattdessen aktive Verben; „Ich bewerbe mich auf diese Stelle, weil " oder etwa „Ich freue mich, von Ihnen zu hören".
Die Überschrift im Motivationsschreiben
Die Überschrift können Sie formlos halten. Es genügt ein einfaches „Motivationsschreiben". Sie können dabei den Studienplatz oder die Stelle erwähnen. Wenn Sie hingegen kreativer schreiben möchten, können Sie auch eine Überschrift wie „Warum ich für das Medizinstudium an der Universität XYZ geeignet bin" verwenden.
Die Einleitung und der Hauptteil im Motivationsschreiben
Der Hauptteil ist der Ort, an dem Sie sich präsentieren und für sich werben. Die Einleitung ist dabei ein wichtiger Teil: Beginnen Sie zum Beispiel gerne direkt mit „Ich möchte in Ihrem Haus als Arzt anfangen, weil " anstelle von „Hiermit bewerbe ich mich auf ". Mit dem ersten Satz können Sie eine Geschichte erzählen, die einen roten Faden enthält. Mit dem zweiten Satz haben Sie nichts ausgesagt, weil es klar ist, dass Sie sich auf diese Stelle bewerben.
Nach der Einleitung beginnt der eigentliche Hauptteil. Hier bauen Sie nach und nach Argumente für sich auf und unterstreichen diese mit Beispielen. Dabei sollten Sie insbesondere auf die W-Fragen eingehen, primär Wer, Wie, Was, Warum. Erste Anhaltspunkte könnten zum Beispiel sein:
- Wer bin ich?
- Wie passe ich auf diese Stelle?
- Was möchte ich im Laufe des Studiums / im Laufe der Karriere lernen und erreichen?
- Warum interessiere ich mich für die Medizin?
Achten Sie beim Schreiben auch darauf, auf die Stelle oder die Universität selbst einzugehen. Damit streuen Sie den Hinweis ein, dass Sie sich über deren Stärken und Fachschwerpunkte Gedanken gemacht haben oder vielleicht sogar etwas von den dort dozierenden Expertinnen und Experten gelesen haben:
- Was sind die Stärken des Hauses / der Universität?
- Wer ist an dieser Universität herausragend als Fachexpertin oder Fachexperte?
- Warum möchte ich genau an diese Universität kommen?
- Wie will ich zum universitären Geschehen beitragen?
Eine gesunde Mischung aus 50 % Eigenmotivation und Selbstvorstellung und 50 % Begründung der Arbeits- und Studienplatzwahl ist vorteilhaft. Diese führt in einem Motivationsschreiben zu sehr guten Ergebnissen. Besonders überzeugend sind dabei Argumentationsketten, die aus der eigenen Vorstellung und Motivation heraus auf die Stärken der Universität überleiten.
Der Schluss im Motivationsschreiben
Der Schluss ist wie die Überschrift ein Detail, das oft übersehen wird. Das ist in den meisten Motivationsschreiben ein Fehler, der den Unterschied bei der Bewerbung ausmacht. Denn ein schwacher Schluss macht vieles zunichte, was Sie vorher mühevoll aufgebaut haben.
Sie sollten daher Ihren Schluss mit einer positiven und kraftvollen Note versehen. Statt „Über eine Rückantwort würde ich mich sehr freuen" können Sie zum Beispiel „Ich hoffe, dass Ihnen mein Schreiben einen Einblick in meine Motivationen geben konnte und ich freue mich über eine Antwort" verwenden. Auf jeden Fall sollten Sie hier keinen Konjunktiv verwenden und sich nicht klein machen. Als Bewerberin oder Bewerber sind Sie kein Bittsteller, sondern in einem partnerschaftlichen Verhältnis zum Arbeitgeber oder zur Studienstelle, auf die Sie sich bewerben.
Der Feinschliff: Motivationsschreiben laut vorlesen und gegenlesen lassen
Bevor Sie das Schreiben abspeichern und abschicken, sollten Sie es auf alle Fälle einem Feinschliff unterziehen. Ein einfacher, aber effektiver Trick ist es, diesen Text selbst laut vorzulesen. Überall dort, wo Sie stolpern oder Sie Wortschwulst entdecken, sollten Sie eine Markierung setzen. Zu lange Sätze gehören geteilt, unnötige Wörter entfernt und jeder komplizierte Ausdruck vereinfacht. Dieser Prozess kann mehrere Runden in Anspruch nehmen, aber er lohnt sich.
Wertvoll ist auch eine Person, die dieses Schreiben unabhängig von Ihnen liest. Beim Gegenlesen ist es wichtig, die fremde Perspektive einzunehmen, weswegen Sie der Lektorin oder dem Lektor nicht zu viel als Kontext mitgeben sollten. Stattdessen können Sie dieser Person das Motivationsschreiben einfach zukommen lassen mit der Frage, ob der Text überzeugt. Idealerweise lassen Sie den Text von verschiedenen Menschen gegenlesen. Hier gilt: Je mehr Feedback, desto besser.
Muster Motivationsschreiben Medizin und Medizinstudium
Muster für den Lebenslauf sind ein umstrittenes Thema. Einerseits erleichtern Sie Ihren Bewerbungsprozess und können gerade am Anfang inspirieren und mentale Blockaden ausräumen. Andererseits sind einfach übernommene Lebenslaufvorlagen ein Garant dafür, bei der Bewerbung nicht zu punkten.
Für Sie haben wir daher das Muster für ein Motivationsschreiben in der Medizin und zum Medizinstudium in dem Wissen erstellt, dass Sie dieses personalisieren. Das erreichen Sie, indem Sie Formulierungen nicht komplett übernehmen, sondern nur Teile davon verwenden. Ändern Sie auf alle Fälle auch die Reihenfolge der Argumente und streuen Sie detaillierte Beispiele ein. Je mehr Sie dabei ins Detail gehen, desto besser für Ihr Motivationsschreiben und Ihre Bewerbung!
Fazit: Hier überzeugen Sie mit klaren Worten
Das Motivationsschreiben erlaubt Ihnen, sich selbst zu präsentieren. Hier können Sie Ihre Einzigartigkeit herausstellen und darstellen, weshalb die angebotene Stelle oder der Studienplatz zu Ihnen passt. Wenn Sie hier auf die oben genannten Regeln achten und sich bei der Erstellung Zeit nehmen, erhöhen Sie Ihre Chancen für eine erfolgreiche Bewerbung.
Im nächsten Teil der Reihe erfahren Sie alles über das Vorstellungsgespräch in der Medizin. Wenn Sie bereits jetzt auf der Suche nach einer neuen Stelle als Arzt sind, bietet die Jobbörse von Springer Medizin eine hochwertige Auswahl von vorselektierten Stellen für jeden Fachbereich und für jede Art Institution. Verschaffen Sie sich einen Überblick und holen Sie mit diesen Tipps bei der Bewerbung das Beste für sich